Autor Thema: MVB-Fahrtenschreiber - MVB Ausbildungsblog  (Gelesen 49882 mal)

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Re: MVB-Fahrtenschreiber - MVB Ausbildungsblog
« Antwort #105 am: 20. August 2024, 15:30:27 »
Schwellenwechsel auf dem Westring: Abschluss im August

Auf dem Westring werden die Gleise saniert. Bereits 2023 wurde auf dem Abschnitt zwischen Südring und Westringbrücke umfassend erneuert, in diesem Jahr ist der zweite Teil bis zur Kreuzung Westring – Große Diesdorfer Straße dran.

Auf knapp einem Kilometer Länge wurden in den vergangenen Wochen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen am Straßenbahngleis durchgeführt, denn
nach knapp 30 Jahren Einsatzdauer sind die Holzschwellen am Ende ihrer Lebenszeit angekommen und wurden gegen solche aus Beton getauscht.
In der nächtlichen Betriebspause waren viele Arbeiter und schwere Maschinen im Einsatz, um die Auswirkungen auf den Straßenbahnbetrieb am Tage möglichst gering zu halten.

Alles ins Lot bringen

Am 3. und 4. August kam schließlich ein Gleisstopfzug zum Einsatz, der extra per Tieflader nach Magdeburg gebracht wurde. Er ist gewissermaßen der letzte Arbeitsschritt des Schwellentauschs, denn diese Maschiene richtet das Gleis nach den Bauarbeiten computergesteuert aus, indem sie den Schotter mit einer speziellen Aparatur verdichtet. Das ist in etwa so, als ob man es sich abends im Bett gemütlich macht und dann das Kissen nochmal aufklopft, damit es schön bequem ist. Wenn die Schienen ausgerichtet sind, ist es nämlich auch in der Bahn bequem, denn ohne den Stopfzug wäre es ein ziemliches Geschaukel in den Wagen. Das wäre auch für die Schienen schlecht, da sie sich zu schnell abnutzen würden.











Zum Abschluss gab es noch ein paar Restarbeiten. So musste noch ein Zaun zwischen den Gleisen wieder aufgebaut werden. Der schützt eigentlich vor dem Überqueren der Gleise hinter der Bahn (was sehr gefährlich ist, wenn gerade eine andere Bahn dort vorbeikommt!) und musste wegen der Bauarbeiten abmontiert werden. Außerdem gibt es buchstäblich den letzten Schliff: Die Schienen werden noch mit einem Profilschliff in Form gebracht und sind dann fit für die nächsten Jahre.

Zweite Hand für Gleisbaumaterial

Wie bereits im ersten Abschnitt östlich der Westringbrücke wurden auch in diesem Abschnitt „gebrauchte“ Betonschwellen verwendet. Sie stammen aus Modernisierungsmaßnahmen der Deutschen Bahn und dürfen dort nicht mehr für Eisenbahnstrecken genutzt werden. Für den Steinbrecher sind sie aber noch zu Schade, denn nach eingehender Prüfung und Begutachtung können sie für Straßenbahngleise mit geringeren Geschwindigkeiten und leichten Wagen durchaus noch verwendet werden.

    Zum Vergleich: Eine Elektrolok wiegt bis zu 80 Tonnen und hat 4 Achsen, was 20 Tonnen gewicht je Achse auf die Schienen bringt. Unsere Niederflurwagen haben insgesamt 30 Tonnen Gewicht und verteilen diese auf 8 Achsen – ein deutlicher Unterschied, vor allem, weil eine Lok ja selten allein unterwegs ist.

Daher sind die Schwellen aus einer „Vornutzung“ durchaus eine gute Wahl und schonen den MVB-Geldbeutel.

Quelle: https://www.mvb-fahrtenschreiber.de/2024/08/20/schwellenwechsel-auf-dem-westring-abschluss-im-august/

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Re: MVB-Fahrtenschreiber - MVB Ausbildungsblog
« Antwort #106 am: 28. August 2024, 17:34:25 »
Aus dem Takt – Das passiert bei Störungen

Dienstagnachmittag in Magdeburg. Zur Hauptverkehrszeit ist viel los auf den Straßen. Auch die Busse und Bahnen sind gut gefüllt, alle wollen irgendo hin – nach Hause, zum Einkaufen, zu Freunden…
Plötzlich ein Unfall. Ein wichtiger Streckenabschnitt ist dadurch nicht mehr befahrbar, das verunfallte Fahrzeug steht mitten auf der Straße und hat zudem noch einen Schaltschrank der Stromversorgung beschädigt. Nichts geht mehr für die Tram. Was von nun an so alles hinter den Kulissen bei der MVB passiert, lest ihr hier.

Erste Reaktion

Zuerst sehen die Fahrerinnen und Fahrer auf der Strecke den Unfall und melden die Situation der MVB-Leitstelle https://www.mvb-fahrtenschreiber.de/2021/08/03/meister-wo-jehts-lang-die-arbeit-der-leitstelle/. Hier muss binnen weniger Minuten reagiert werden und bei Notwendigkeit auch Rettungsdienst und Polizei informiert werden. Störungen haben auch immer Einfluss auf den Fahrplan. Kleine Unregelmäßigkeiten können schnell große Auswirkungen haben. Die Leitstelle schickt also einen Einsatzwagen zur Unfallstelle und leitet erstmal die Straßenbahnen so um, dass sie sich nicht an der Unfallstelle stauen.
Paralell dazu werden Busse aus dem Linienverkehr abgezogen, um auf dem betroffenen Abschnitt als Schinenersatzverkehr zu agieren.

Währenddessen trifft die Polizei und der Rettungsdienst an der Unfallstelle ein, die Rettungsarbeiten beginnen. Die MVB-Techniker treffen kurze Zeit später ein und machen sich ein Bild vom Schaden an der Technik. Hier gibt es immer ein Team in Rufbereitschaft, um in solchen Fällen schnell vor Ort zu sein.











Fahrplan nach Gefühl

Alle umgeleiteten Bahnen fahren nun außerhalb ihrer normalen Fahrplanlage. Hier sind die Fahrerinnen und Fahrer gefragt: Sie müssen sich abstimmen und ihre Abfahrten an den Wendeschleifen so aufteilen, dass möglichst wieder ein gleichmäßiger Takt entsteht. Dabei unterstützt sie die Leitstelle, da hier auf die Echtzeit-Standorte der Fahrzeuge zugegriffen werden kann.
Zudem müssen sie auch die Informationen an die Fahrgäste weiterleiten. Wo fahren die Busse vom Schienenersatzverkehr? Wie komme ich jetzt weiter? Was ist denn überhaupt passiert? – Diese und andere Fragen beschäftigen die Menschen.
An den digitalen Fahrgastanzeigen auf der Strecke werden Meldungen angezeigt, die über die Störung informieren. Auch im Internet werden Nachrichten veröffentlicht: auf Facebook und Twitter/ X erscheinen Kurzmeldungen für Social-Media-Nutzende, in der INSA-App wird ein Hinweis angezeigt. Bei großen Störungen informiert auch die MVB-Pressestelle mit einer Pressemitteilung

Auswirkungen bis in den Abend

Unterdessen ist es später Nachmittag. Die Strecke ist noch immer gesperrt. In Kürze sollten die ersten Bahnen zum Betriebshof einfahren, doch das ist jetzt nicht möglich. Die Kolleginnen und Kollegen auf dem Betriebshof müssen umdisponieren: Der Plan für die Einfahrt muss neu gemacht werden, da die Bahnen später kommen werden und dann auch nicht in der ursprünglichen Reihenfolge. So können die Werkstätten auch nicht wie vorgesehen mit ihren Wartungsarbeiten beginnen. Darüber hinaus werden später Kolleginnen und Kollegen benötigt, die dabei helfen, die Straßenbahnen wieder so zu sortieren, dass sie passend für die Ausfahrt am nächsten Morgen aufgestellt sind.
Nicht nur auf dem Betriebshof muss umgebaut werden: Auch die Fahrerinnen und Fahrer, die noch auf der Strecke unterwegs sind, können nun nicht zur Pause oder zum Feierabend an der vorgesehenen Stelle sein. Durch den veränderten Fahrplan sind sie teils weit weg vom Ablösepunkt. Die Leitstelle koodieniert zusammen mit der Personaldisposition die Ablöse und fährt unter umständen auch mit dem Einsatzwagen los, damit die Bahnen weiter rollen und niemand seine gesetzlich festgeschriebene Lenkzeit überschreitet.

Die Strecke ist wieder frei. Jetzt gilt es, alle Bahnen wieder an ihren vorgesehenen Platz zu bekommen. Straßenbahnen, die in den Betriebshof müssen, haben möglicherweise keinen Fahrer oder Fahrerin mehr. Sie wurden deshalb zuvor auf einem festgelegten Streckenabschnitt hintereinander abgestellt. Nach und nach werden diese Bahnen dann in ins Depot geholt. Auf der Strecke müssen die noch in Umlauf befindlichen Wagen ebenfalls zurück in den Fahrplan.
So dauert es auch nach dem Ende des Störung einige Stunden, bis der Plan wieder hergestellt ist.

Teamarbeit führt zum Ziel

Im Idealfall merken die Fahrgäste an den Haltestellen von alledem nicht viel. Natürlich bringen solche Vorkommnisse immer Einschränkungen mit sich, doch durch gute Zusammenarbeit lässt sich das auf ein Minimum reduzieren, damit alle Menschen an ihr Ziel kommen.

Quelle: https://www.mvb-fahrtenschreiber.de/2024/08/28/aus-dem-takt-das-passiert-bei-stoerungen/

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Re: MVB-Fahrtenschreiber - MVB Ausbildungsblog
« Antwort #107 am: 13. September 2024, 12:57:54 »
Fahrtausfälle – was die MVB dagegen tut und was dahinter steckt

Derzeit wartet man manchmal länger auf die Bahn. Ärgerlich in dem Moment, dafür haben wir Verständnis. Und wir tun schon sehr viel, um diesen Fall so selten wie möglich eintreten zu lassen. In diesem Beitrag schauen wir uns die Situation genauer an und erklären wann mit Besserung zu rechnen ist.

Im Überblick:

    • Aktuelle Lage: 15 Straßenbahnen der MVB sind wegen vorgeschriebener Inspektionen außer Betrieb.

    • Hauptursachen: Überdurchschnittliche Kilometerleistung, das Alter der Bahnen und Lieferengpässe bei Ersatzteilen.
    • Maßnahmen: Neue Lieferanten, 3D-Druck von Ersatzteilen und beschleunigte Inspektionen für schneller einsatzbereite Bahnen.

    • Ausblick: Die Lage entspannt sich ab Anfang 2025, bis dahin sind jedoch weiterhin vereinzelt Fahrtausfälle möglich.

Kurz vorweg: Selbstverständlich haben wir ein großes Interesse, alle Menschen pünktlich und vor allem zuverlässig ans Ziel zu bringen. Sicherheit hat dabei nicht nur für uns eine große Bedeutung, sondern auch für den Gesetzgeber.

Sicherheit geht immer vor

So kommt es auch, dass für Straßenbahnen strikte Regeln gelten: 500 000 Kilometer oder 8 Jahre lang darf eine Bahn Fahrgäste befördern – dann muss sie genauestens inspiziert werden. Diese Hauptuntersuchung https://www.mvb-fahrtenschreiber.de/2020/12/17/wenn-die-tram-zum-tuev-muss/ machen wir gründlich, neben den technischen Komponenten werden an jeder Tram auch optische Anpassungen durchgeführt. Am Ende der Inspektion verlässt eine nahezu neuwertige Bahn die Werkstatt. Bereit für die nächsten 8 Jahre und 500 000 Kilometer in Magdeburg.

Diese Intervalle haben wir genau im Blick und planen diese rund drei Monate langen Werkstattaufenthalte ein. Ersatzteile bestellen wir rund 1 Jahr im Voraus, damit dann alle zügig Arbeiten können.
Doch seit dem vergangenen Jahr https://www.mvb-fahrtenschreiber.de/2023/09/21/aktuelle-herausforderungen-der-strassenbahninstandhaltung-ein-blick-hinter-die-kulissen/ kam alles anders, weshalb nun ein Stau in der Hauptwerkstatt entstand. In der Folge fehlen mehr Bahnen als geplant im Linienverkehr – in der Spitze bis zu drei am Tag. An manchen Tagen fallen somit leider Fahrten aus, was wir natürlich vermeiden wollen.















Doch Krisen lassen auch die MVB nicht unberührt. So gibt es vermehrt Schwierigkeiten bei der Lieferung von Ersatzteilen. Lieferketten sind instabil geworden, Teile kommen verspätet an oder werden gar nicht mehr hergestellt. Eine kniffelige Situation für alle Verkehrsunternehmen. Wir haben reagiert und sind kreativ geworden: Manche Teile fertigen nun lokale Firmen für uns, manches stellen wir in 3D-Drucktechnik selbst her.

Auch die Stadtentwicklung wirkt sich aus, denn in Magdeburg wird so viel gebaut, wie zuletzt nach der Wende in den 1990er-Jahren. Entsprechend oft müssen unsere Straßenbahnen einen Umweg um Baustellen nehmen – manchmal länger als ursprünglich vorgesehen. Man denke nur an die Tunnel-Baustelle https://www.mvb-fahrtenschreiber.de/2023/03/29/city-tunnel-oeffnet-ein-rueckblick-mit-strassenbahnen/. Dadurch erreichen sie die 500 000 Kilometer-Marke vorzeitig.

Am Ende fordert auch das Alter der Wagen seinen Tribut. Nach inzwischen fast 30 Jahren und teilweise mehr als 1,8 Millionen Kilometern haben manche Bahnen umfangreiche Reparaturen nötig. Das ist von außen nicht immer sichtbar und verzögert den Aufenthalt in der Werkstatt zusätzlich.

Alles überschneidet sich und stellt die MVB vor eine Herausforderung.

Die Straßenbahnen der MVB:

    • 72 Niederflurwagen (NGT8D)
    • 11 Niederflurwagen mit Anhänger (hohe Kapazität) (NGT8D + B6A2)
    • 8 Tatra-Straßenbahnen (KT4D) diese Wagen wurden 2020 vorsorglich zur Verstärkung gebraucht erworben und sind derzeit meist einzeln im Einsatz.

An einem normalen Tag sind 71 Bahnen gleichzeitig im Einsatz. Auf dem Papier reicht die Zahl der 92 verfügbaren Bahnen zwar aus, doch durch die Inspektionspausen, Unfallschäden und spontane Reparaturen fehlt es manchmal an den nötigen Fahrzeugen.

Gutes Krisenmanagement ist gefragt, weshalb wir folgende Maßnahmen ergriffen haben:

Fahrgastinformation: Fehlt eine Straßenbahn, wollen wir das verlässlich kommunizieren. Deshalb sind im Fahrplan der Linien 1, 2, 6 und 10 nun erstmals Markierungen zu finden, die auf einen möglichen Ausfall hinweisen. Neben der bereits bekannten Info „T“ für Fahrzeug mit Treppe (also nicht barrierefrei) kommt nun die Sternchen-Markierung (*) hinzu. Diese Fahrt kann ausfallen – um in jedem Fall pünktlich anzukommen sollte also im Zweifel eine frühere Abfahrt gewählt werden.
Die Ausfälle sind zudem auch in den mobilen Angeboten wie zum Beispiel der INSA-App zu sehen. An den digitalen Fahrgastinformationen finden sich zudem nur die Abfahrten, die auch tatsächlich stattfinden.


Im Fahrplan vermerkt: „T“ bedeutet, dass die Bahn möglicherweise nicht barrierefrei ist. „*“ bedeutet, dass diese Fahrt unter Umständen nicht stattfindet. In diesem Fall sollte auf andere Abfahrten umgestiegen werden.

Werkstatt: Angepasster Umfang der Inspektion. Im Fokus steht zunächst die Erneuerung aller sicherheitsrelevanten Teile. Optische Reparaturen an Lack, Fußboden und Sitzen folgen später, wenn entsprechende Kapazitäten frei sind. Sieben Straßenbahnen konnten so bereits deutlich schneller zurück in den Einsatz.
Ersatzteile werden bedarfsweise auf anderen Wegen beschafft. Wir arbeiten, wo möglich, mit anderen Lieferanten zusammen oder stellen Teile selbst her, wenn das rechtlich zulässig und wirtschaftlich darstellbar ist.
Mehrarbeit: Unser Personal gibt alles, um die Bahnen schnellstmöglich durch die Inspektion zu bekommen.

Mammutaufgabe mit guten Aussichten

Trotz aller Schwierigkeiten ist Besserung in Sicht. Derzeit ist der Höchststand abgestellter Bahnen erreicht, es rücken kaum noch Wagen nach. Jede Bahn die nun fertig wird, kommt direkt wieder in den Fahrgasteinsatz. So entspannt sich die Lage kontinuierlich: Anfang nächsten Jahres stehen wieder mehr Fahrzeuge zur Verfügung, bis dahin sind vereinzelte Fahrtausfälle leider weiterhin möglich. Gegen Ende 2025 wird der Stau dann vollständig abgebaut sein. Außerdem soll im kommenden Jahr der Fahrgasteinsatz der neuen Straßenbahnen vom Typ Flexity beginnen.
Wir sind deshalb weiterhin dran und behalten die Lage im Blick, damit wir auch in Zukunft ein verlässlicher Partner für unsere Fahrgäste sind. Trotz aller Unannehmlichkeiten durch einzelne Ausfälle können wir unseren Dienstleistungsauftrag mit hoher Zuverlässigkeit erfüllen. Das ist das Ergebnis unserer Anstrengungen und zeigt, dass die MVB weiterhin für Magdeburg da ist.

Quelle: https://www.mvb-fahrtenschreiber.de/2024/09/13/fahrtausfaelle-was-die-mvb-dagegen-tut-und-was-dahinter-steckt/

 

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